draußen stockdunkel
deshalb träum ich mir drinnen
was doppelt Helles

draußen stockdunkel
deshalb träum ich mir drinnen
was doppelt Helles

morgens erzähl ich
Seife und Handtuch Schwänke
aus meinem Leben

ein einziges Blatt
wahrscheinlich der Kapitän
harrt aus bis zuletzt
ein Fünkchen Sonne
macht mir den grauen Himmel
schon fast wieder blau
Hemdchen und Höschen
als coole Gangstermasken
für Lustüberfälle

die leeren Teile
geordnet in Reih und Glied
Wildwestfassaden

die Nachbarin schwebt
an einem knallroten Schirm
durch schrägen Regen

die Bäckerin döst
heute kommen die Kunden
nicht aus den Betten
Nachpfeifen geht nicht
besser man legt sich der Frau
schweigend zu Füßen

Kohlmeisen picken
im Herbst die fetten Spinnen
von meinem Fenster
enthaart tätowiert
mit Kunststoff aufgepolstert
wo bleibt da der Mensch?
bewegte Mütter
grätschen mit sanftem Seufzen
auf Lastenräder

den Rock voller Wind
ein stampfendes Dickschiff mit
knatterndem Segel
reglos im Fahrtwind
zartes Madonnenstandbild
auf Trittbrettwolke

in dunklen Gärten
Möhren gestohlen süße
sandige Küsse

das rote Höschen
gestern verbraucht für heute
nur noch ein graues

wie reizend nicht mehr
nur nackte Kaiser sondern
auch Kaiserinnen

dicke Koffer und
dicke Gesichter Menschen
auf Bildungsreise

ein Damenhöschen
in meinem Korb doch leider
niemand zu Hause
die schweren Schuhe
ringsum mit Erde verschmiert
schöner als sauber
fällt mal der Strom aus
dann sind die ohne Freunde
und ohne Gehirn
verschwitzte Hose
mein Geldbeutel klebt und schmatzt
wenn ich bezahle
riesiger Schlapphut
schiebt Einkaufswagen sonst ist
niemand zu sehen

fauchend und raunend
frisst sich ein feuchtes Flugzeug
in fette Wolken
Tina liebt Trommler
der Klang ist es nicht es sind
die starken Arme
wo man auch hinkommt
der Mond ist immer schon da
Hase und Igel

sie ist begeistert
ihr Söhnchen brüllt noch lauter
als alle andern
aus schwarzen Wolken
ein Sonnenpünktchen mitten
auf seine Glatze

am blauen Himmel
allerhand weiße Wölkchen
wie Schaum ohne Bier

aus tausend Röcken
hängen jetzt weiße Beine
wie Tropfsteinzapfen

nachträglich träumt er
sich jeden Liebesschiffbruch
zum Schäferstündchen

kaum setzt sie sich hin
klappt ihr die Krinoline
vom Fuß ins Gesicht

bei Neumond träumt er
in seinem Gärtchen wüchsen
endlich Bananen
warum ich lache?
der Ernst ist mir seit Jahren
gründlich vergangen

auf beider Nachttisch
vereiteln Hochzeitsfotos
Fluchtphantasien

auf meinem Schreibtisch
wohnt jetzt eine Wollmaus
ich zwinkre ihr zu

noch schlaff auf dem Tisch
ihr neuer Strandbikini
mit Raubtiermuster

er ist noch nicht wach
doch seine Kiefer kauen
schon ganz von selber
er schlürft so selig
als säß im Suppenschälchen
die süße Susi

zum Schutz vor Vögeln
Kürbisse und Bananen
in Spitzenwäsche
Köpfe verschmelzen
über dem Tisch zu einem
und der schlürft Suppe
sie gibt sich verträumt
aber sie packt den Zukünft’gen
fest am Schlafittchen

去火車站!
im Taxi träufelt
sirupsüßes Gesinge
bis auf die Felgen

was ist schon ein Bild
gegen die Frau die dasteht
und es bewundert?

(Tainan)
vorn kühlt der Fahrtwind
unten erwärmt des Motors
sanftes Vibrato
(im Café Donutes, Tainan)
modisch verschlissen
was Saum war ziert als Strumpfband
die Oberschenkel

in Pumps und Kostüm
befehligt sie barsch eine
Busladung Rentner
schicker Ballonrock
ein Teelicht zwischen die Knie
und schon hebt sie ab

nach William Carlos Williams (1883-1963)
zwei junge Damen
Sexgaleonen
mit prallen Segeln
schlingern und schwanken
einträchtig über
die breite Treppe
eine von beiden
(ich folge langsam
mit dem Passatwind
meiner Verehrung)
klapst sich im Gehen
sanft auf die Schenkel
The Return to Work
by William Carlos Williams
Promenading their
skirted galleons of sex,
the two office assistants
rock unevenly
together
down the broad stairs,
one
(as I follow slowly
in the trade wind
of my admiration)
gently
slapping her thighs.
Wolken und Regen
die Tempelgötter sind jetzt
nur halb so golden

vor meinem Fenster
im fünfundzwanzigsten Stock
flattert ein Falter
weite Gewänder
drinnen die sanfte Unwucht
von Wackelpudding
Kaminholz gehackt
auf Feuer gefreut aber
kein Winter in Sicht
Rundumblick verwirrt
deshalb gucken sie gerne
durch Ofenrohre
(frei nach dem Freiburger Philosophen und Psychologen Robert Heiß (1903-1974))

beim Weltuntergang
sind plötzlich alle einig:
so geht’s nicht weiter
sie treten langsam
aber sie fahren pfeilschnell:
Elektrorentner
man muss die Dinge
nur lange liegen lassen
dann können sie weg
die Blüten kröchen
gewiss jetzt lieber zurück
in ihre Knospen
den Kopf in den Sand?
lieber in die Gewänder
gütiger Engel!

die Hose färbt ab
wer Josefine begrapscht
kriegt schwarze Finger

Hans Jürgen Lampe
besteigt die stark vereiste
Osterei-Nordwand

Großeltern ratlos
Enkel und Eier völlig
vom Nebel verschluckt

Silke sägt Susi
mit ihrem scharfen Tutu
ritsch! ratsch! mittendurch
ihr neues Tutu
nichts als ein Kreissägeblatt
um ihre Hüften!

die Gräser sprießen
Käfer und Mäuse preisen
die neue Skyline

noch trägt man Daunen
aber unter den Mänteln
tobt schon der Frühling

sie braucht ihren Mann
nur anzusehen ein Blick
und er macht Männchen

zwei rosa Knöpfe!
welcher davon ist der Knopf
für Laut und Leise?
Schulmädchenausflug
kichernder Tausendfüßler
mit nackten Beinchen
vier alte Wachteln
mit Krückstockpleueln
und Blumentopfhüten
aus Kinderwagen
grinsen Hätschelschoßhündchen
in Ringelwämschen
die Oma im Schlepptau
be-oht und be-aht lauthals
die ersten Blüten
ein kurzes Röckchen
verknotet die Beine zum Schutz
vor fremden Blicken
der Lotus verwelkt
zwischen den gelben Stengeln
reglos ein Reiher
die Tempelkiefer
zu einem O gewachsen
als Mondbaum verehrt
beim Abendessen
zwischen Sushi und Suppe
fernab der Fuji

der Fuji ziert sich
sei’s drum ich zeichne ihn mir
ganz einfach selber

bald tragen die hier
die Masken auch noch am Knie
wenn nicht gar sonstwo
sie pendelt per Kopf
und träumt an fremden Schultern
bis Yokohama

am Weg zum Gipfel
Kamelienblüten und
flirrende Sonne

die Hosen verstummt
jetzt reden endlich wieder
die Beine selber

Werbeplakat für einen pop up store in Tokio
Seifenschaum schmatzt in
Körperastgabeln das wird
ein sauberer Tag
man verhüllt alles
um kunstvoll anzudeuten
da ist was verhüllt
im Land des Lächelns
das Lächeln hinter weißen Masken
völlig verschwunden
sie sinkt zur Seite
ihr zartes Ohr! ob es am
Fenster zerknittert?
wo du auch hingehst
aus Hinterhalten säuseln
Lautsprecherstimmen
einsam baumelt ihr
Höschen am Türknauf bis sie
wieder hineinschlüpft

die Pflaumen knospen
und zwischen Rock und Strümpfen
erblühen die Knie
sie zeigt mir lächelnd
sonst verbotene Kammern
und flüstert Secret!
alles ganz züchtig
wäre da nicht der Riemen
zwischen den Zehen

Wind zaust die Wipfel
Schneebatzen klatschen krachend
ins trockene Laub
Felswände kichern
Sonne kitzelt ihnen die
moosigen Ritzen

glatte gelbliche
Mundmiederwaren eine
Art Lächelwäsche
Schneeflocken landen
mit zärtlichem Zischen auf
Minirockschenkeln
der Aufzug filmt mich
endlich seh ich einmal mein
Zöpfchen von hinten

längst abgerissen
wo wir vor Jahren schliefen
wehen die Winde
Forscher entwickeln
gegen den Klimawandel
Dessous aus Asbest
glühende Lippen
aber vom Rücken abwärts
nur kühler Marmor

Das Omega (deutsch [ˈɔmeɡa], auch [ˈoːmeɡa],[1] von altgriechisch ὦ μέγα [ô méga ‚großes O‘, im Sinn von lang gesprochen, im Gegensatz zu Omikron]; Majuskel Ω, Minuskel ω) ist der 24. und letzte Buchstabe des griechischen Alphabets und hat nach dem milesischen System den Zahlwert 800. Omega wird häufig verwendet, um ein Ende zu verdeutlichen, und ist damit das Gegenteil vom Anfang, dem Alpha (Alpha und Omega oder „Das A und O“). [Wikipedia]
die Qual im Jenseits
immer und ewig Popsongs
hören zu müssen

der stolze Schneemann
zum Dalmatiner geschrumpft
schwarzweiß gesprenkelt
am Ende zeigt sich
der schönste Schnee ist auch nur
mit Wasser gekocht

tagtäglich hebt und
senkt sich ihr Vorhang mir scheint
er zwinkert mir zu

die schwache Handlung
humpelt an Popsongkrücken
über den Bildschirm
Ungeborene
haben es gern behaglich
und muschebubú *

* DIE ZEIT vom 9.2.2012: „Muschebubu bezeichnet eine Stimmung, die noch gemütlicher ist als gemütlich. Im Osten war das Wort sehr verbreitet. Man wusste, welches das richtige Muschebubu-Licht ist – vielleicht das Licht, das wir aus dem Mutterleib kennen. Man sieht die Dinge gerade noch gut genug, um sich ihnen hinzugeben. Es wird gefragt, warum sich die Ostdeutschen so unverklemmt der Liebe hingaben. Ganz einfach: wegen der Muschebubu-Stimmung.“
Nun haben kürzlich Forscherinnen und Forscher am Gynäkologischen Institut der Universität Dresden mit Hilfe modernster bildgebender Verfahren bewiesen, was man lange nur vermutet hat: Embryonen haben es in ihrer Mutter gern gemütlich und bevorzugen lichtmäßig ein sanftes Muschebubu.
noch in der Gosse
träumen die Weihnachtsbäume
von Ochs und Esel
ganz unwillkürlich
möchte man ihm Bananen
durchs Gitter reichen
Jahr für Jahr bastelt
Anna in der Adventszeit
aschblonde Engel

zum Jahreswechsel
zündet Susanne heimlich
Kanonenschläge

Feuerwerksdonner
schreckt die Enten im Röhricht
aus ihren Träumen
das Eis klar wie Glas
oben der Reiher unten
grinsen die Fische
Rentiere pilgern
über die sanften Hügel
ihres Pullovers

sind Maler reinlich?
malen sie deshalb dauernd
badende Frauen?
den gestrigen Strumpf
in der Hose vergessen
jetzt Beule am Bein

Frauchen verkleidet
Fido bei Februarfrost
als fesche Assel

vor ein paar Jahren
im Kiez femme fatale heute
hauptamtlich Oma
die Fragemücke
vom Antwortelefanten
grausam zertrampelt
den Zweiten Advent
den kriegt sie noch hin aber
was wird am Dritten?

mehr sein als scheinen
ein kurzes Röckchen aber
Angoraschlüpfer
spürte sie Sünde
kreuzte sie ihre Beine
und flüsterte Nich!
ich seh nicht mehr scharf
macht nichts die scharfen Bilder
die hab ich im Kopf
zerstreut aus dem Bett
an einem Fuß zwei Socken
übereinander

die Menschen schreiben
immer nur Grüße aber
keine Gedanken
statt edler Helden
lieber Gelächter Feinripp
und Bratkartoffeln
ein Stück vom Ufer
in Wasserlinsensuppe
Enten auf Reede
das schmucke Wäldchen
grausam gerodet Landschaft
ohne Geheimnis
sie sagt brav Schaumkuss
träumt aber trotzig des Nachts
von Negerküssen
die vollschlanke Braut
von ganz hoch oben gefilmt
ein zarter Engel
schwerelos schweben
wenn auch nur für Sekunden
Schniedel und Titte
Mit diesem Beitrag empfiehlt sich der Autor nachdrücklich für den Physik-Nobelpreis (Gravitationsforschung).
goldgelbe Birken
über uns trommeln Spechte
sanfte Synkopen
überall Kiesel
kaum noch ein grober Stein mit
Ecken und Kanten
ein Wartezimmer
mit Blick auf das Ballett der
Sprechstundenhilfen

die kleine Flöte
von der Länge des Alphorns
schier überwältigt
im dunklen Zimmer
beinah über ein Fleckchen
Mondlicht gestolpert
die Blätter fallen
sieh da! Frau Nachbarin liest
in ihrem Garten

statt einer Zeitung
lese ich künftig lieber
die Morgenwölkchen

Eichhörnchen eilen
Nüsse zu numerieren
und einzukellern
von welchem Schenkel
fiel dieser pechschwarze Straps
auf meine Treppe?

ein Höcker die Braut
und einer die Magd mit der
geknäulten Schleppe
sie zerrt die Jeans hoch
als ob sie sich selbst in die
Luft hieven wollte
mit beiden Armen
wedelt er Wind ins Schilfgras
der Geigenbögen
David Bates leitet Händels „Alcina“
in der Staatsoper Hannover (29.9.2022)

(Studentenleben 1980)
die zwei besaßen
nur eine Hose
wenn er sie hatte
blieb sie zu Haus
wenn sie sie hatte
und er zu Haus blieb
besuchte sie mich
und zog sie aus

sie raffen Rüschen
und verschränken die Beinchen
wie Stubenfliegen

sie hebt ihr Hemdchen
und zeigt der Busenfreundin
lächelnd den ihren

was für ein Teufel!
selbst auf dem First der Kirche
jagt er die Täubin
ein Engelsgesicht
aber vor ihrer Stimme
zittern die Brötchen
Kunstkenner kreiseln
schweigend um Alte Meister
und umeinander
es ist nicht der Kaffee
nicht die Bedienung
nicht mal der Kuchen
es sind all die Spiegel
zum Sichbegucken
und Fältchensuchen
plaudert sie oben
linst von unten der Dackel
an ihrem Bein hoch

selbst aus der Höhe
ist es nicht zu verwechseln
das Matterhorn

bald wird es kalt
einstweilen tröstet uns noch
die Apfelernte

Marie war so brav
denke ich heute an sie
dann schlafe ich ein

unter den Hosen
nichts als weitere Hosen
wo bleibt da der Mensch?

die Couch aus Sandstein
hier leidet die Prinzessin
ganz ohne Erbse

ihr Taftkleid raschelt
als hausten unter dem Rock
zehntausend Mäuse

hastig gegessen
mein Zöpfchen verschluckt und mich
auf links gekrempelt
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