rings ritzen Gipfel
die weichen weißen Leiber
treibender Wolken
Kategorie-Archiv für Tirol
Balkontag
Bergspitzen locken
ich aber bleibe standhaft
bei Rotwein und Brot
Bergoper am Elfergipfel
Bergnarr
Bergrestaurant
die Gipfel ringsum
machen hungrige Augen
man bringt mein Brathuhn
Fliegengitter
Wiedersehen in Innsbruck
wie jammerschade
scharf ist an ihr inzwischen
nur noch die Zunge
Verschminkt
statt sanfter Brauen
auf ihrer Stirn pechschwarze
Käferantennen
Vor dem Föhn
die Sonne hinter
der Milchglasscheibe
des Morgenhimmels
ein bleicher Kreis
Wiesen und Wälder
gestern in Farbe
heute dagegen
nur noch schwarzweiß
Oktobernacht
das helle Mondlicht
wandert allmählich
über mein Deckbett
vom Fuß bis zur Brust
mal angenommen
hier läge statt des
Deckbetts Philine
ich stürbe vor Lust
Ferienwohnung
Lob der Genügsamkeit
unter anderem
Küchengerümpel
die kleine Schüssel
mit bunten Drachen
sie ist gesprungen
aber sie taugt noch
morgens darin den
Grüntee zu machen
Tibetischer Eremit
Seufzer eines Unerleuchteten
er wohnt in fernen
einsamen Bergen
um mit nur einer
Göttin zu ringen
ich schließ die Augen
wo immer ich bin
gleich trachten zwanzig
mich zu verschlingen
Einsamer Wanderer
Am Gipfel
hier ist die Welt nur
ein winziger Punkt
noch höher muss man
nicht steigen
die Menschen streiten
tief unten im Tal
die Wolken lächeln
und schweigen
Tiroler Wege
ich bin nicht begierig
nach neuen Wegen
auf denen ich sieben
Weltwunder sehe
ich wähle die alten
und bin zufrieden
mit dem was ich denke
wenn ich sie gehe
Innsbrucker Pandora
Erinnerungen an Eckhard Henscheids wunderbaren Hans Duschke – in einem Straßencafé beim Goldenen Dachl in Innsbruck (Eckhard Henscheid: „Geht in Ordnung – sowieso — genau —“ Ein Tripelroman über zwei Schwestern, den ANO-Teppichladen und den Heimgang des Alfred Leobold. 1977.)
goldgelbe Haare
knallrote Lippen
Schlangenhauthose
mächtige Hüften
ansehen mag ich
die Büchse zwar schon
aber gewiss nicht
den Deckel lüften
Hirtensteig im Regen
Gipfelrast
in weiter Runde
Berge und Wolken
tiefblauer Himmel
mit weißen Streifen
die Welt zu Füßen
welches Vergnügen
jetzt von hier oben
auf sie zu pfeifen
通玄峯頂 不是人間 心外無物 満目青山
am Gipfel des Berges Tungxuan
endet die Menschenwelt
es gibt keine Dinge außer im Herzen
und das Auge ist voll grüner Berge
天台德昭 Tiantai Deshao (891-972)
Bergpfad
Auf der Alm
der Föhnsturm zerreißt
die Wolken zu Schmarrn
mit Puderzucker
die Baumkronen rauschen
ich sitze auf einer
rissigen Holzbank
und möchte trotzdem
mit niemandem tauschen
Beleibter Rentner
Tirol
in Bergsportkleidung
mit Wanderstöcken
fährt er von einer
Seilbahn zur andern
per Luxusbus und
im Liegesessel
beim Bier erzählt er
er war hier wandern
Goldenes Dachl
Wiedersehen in Innsbruck
unverhofft läuft sie
mir über den Weg
ich sehe sofort als
alter Verehrer
sie ist wie immer
ganz tadellos blond
nur um die Mitte
ein zwei Pfund schwerer
Selbstquälerisch
ich male mir aus
die Bergfee lachte
über den Gipfeln
ihr schönstes Lachen
doch leider sei das
von meinem Balkon
und ohne Brille
nicht auszumachen
Wieder auf dem Hirtensteig
auch wenn der Regen
zwischendurch nachlässt
muss ich nicht fürchten
was zu versäumen
es tropft mir trotzdem
kalt in den Kragen
wenn nicht vom Himmel
dann aus den Bäumen
Aufstieg zur Elferspitze
Klare Sache
ein alpinistisches Bekenntnis
läge sie lächelnd
in einer Wiese
und möchte sie mich
auch gerne leiden
wenn nahebei ein
richtiger Berg wär
würde ich mich für
den Berg entscheiden
Guter Vorsatz
Föhn
der Südsturm klimpert
den Dachpfannenblues
die Birken tanzen
ein wüstes Ballett
der Wetterfrosch sitzt
ganz unten im Glas
fürs erste bleibe
ich heute im Bett
Blaue Stunde
warum nur hat der
katholische Gott
seinen Tirolern
Trecker gegeben?
und ihren Söhnen
Mopedgeknatter?
nach meiner Meinung
völlig daneben
Fortschritt am Berg
Mountainbiker auf
Motorfahrrädern
sind keine Sportler
sondern Ästheten
die wollen bunte
Wämschen und Helme
und Brillen tragen
aber nicht treten
Kniebundhosen und karierte Hemden an einer Tiroler Bushaltestelle
Ortskundig
Mit achtundsechzig auf dem Hirtensteig zur Pfarrachalm
die treuen Beine
tragen mich tapfer
als hätten sie nichts
andres im Sinn
laufen die gar am
Ende noch weiter
wenn ich einst selbst schon
beerdigt bin?
Almkleiderordnung
§1 die Kellnerinnen
haben als Werbung
Latzlederhöschen
überzuziehen
§2 die Hose der Wirtin
die reicht aus Gründen
des Jugendschutzes
bis zu den Knien
Kulturwandel im Gebirge
(Innsbruck)
im Stadtgewühl das
Seil auf dem Rucksack?
die Zeitgenossen
von Hermann Buhl
hielten dergleichen
für Angeberei
heute dagegen
gilt das als cool
Hermann Buhl (1924 – 1957): österreichischer Bergsteiger; Erstbesteiger des Nanga Parbat und des Broad Peak; Pionier des Alpinstils.
Mukai Kyorai (1651-1704)
Was soll denn das?
… mit dem Langschwert gegürtet
zur Kirschblütenschau?
aus: Haiku. Gedichte aus fünf Jahrhunderten. Japanisch / Deutsch. Ausgewählt, übersetzt und kommentiert von Eduard Klopfenstein und Masami Ono-Feller. Unter Mitwirkung von Kaneko Tõta und Kuroda Momoko. Stuttgart: Reclam 2017. S. 86.
München Hauptbahnhof
Innsbruck
die Straßen haben
die Autokrätze
im Bergwald hängen
Seilbahnrotzfäden
und aus den alten
Fassaden bluten
die frischen Wunden
grellbunter Läden
Hotelzimmerkunst
Warum?
Ruhetag I
heute kein Kraxeln
auf steile Gipfel
kein Turnen über
Grate und Klüfte
sitze im Garten
bei einem Glas Wein
sanft schnurrt die Katze
an meiner Hüfte
Im Biergarten
Bergliedchen
Papiertiger
(Gröbenhof Fulpmes)
die gelbe Katze
setzt ihre Pfote
stolz auf ein Herbstblatt
als wärs eine Maus
dann bläst der Föhnsturm
ein Heer von Blättern
in ihre Richtung
und sie nimmt Reißaus
Wettermythos
Starkenburger Hütte II
Zen und die Kunst, auf dem Balkon zu sitzen
Im Alpenvereinsmuseum
Tauwetter
Wintereinbruch
Schlafzimmerbild
Tiroler Tourismusförderung
Erlebniskegeln
romantic dinners
schrill parfümierter
Kleinbürgermuff
da fehlt jetzt nur noch
als special event
die Gruppenführung
zum Innsbrucker Puff
Jochkreuz
Mein Tirol
Wellnessexperten
die alles planen
Gletscher mit Pommes
Spaßrodelbahnen
Frauenwettradeln
Hinkeln mit Stein
ich mag die Berge
zu Fuß und allein
Flotte Innsbruckerin
sie schwenkt den Hintern
wie ihre Töchter
mit beinah sechzig
ganz Barbiepuppe
macht sie so weiter
ist sie in Kürze
das jüngste Kind in
der Krabbelgruppe
Fortschritt im Garten
Tiroler Morgen
Bergwanderung
unter den Stiefeln
wackeln die Steine
zersplitternder Schutt
auf Schritt und Tritt
der Fels kriegt Risse
ich kriege Falten
die Alpen bröckeln
ich bröckle mit
Starkenburger Hütte I
Bergpanorama
Täler und Wälder
eisiger Gipfel
leuchtende Ketten
ich aber seh nur
diese Brünette
in Radlerhosen
bin ich zu retten?
Chinesinnen im Zug nach Venedig
die eine winzig
picklig mit Brille
plaudert und spottet
ein blitzender Clown
die andre ist schön
die muss nicht reden
der reicht es verträumt
durchs Fenster zu schaun
Pralles Kopfkissen
Hotelfrühstück in Tirol
wieder so eine
Lachsalvengruppe
ein Witz ein Gebrüll
und immer so fort
Leben als Sitcom
Gags statt Gespräche
ich löffle Müsli
und sinne auf Mord
urbi et orbi
Maria-Theresien-Straße
(Innsbruck)
Barockfassaden
und Grünspankuppeln
aus einer Gasse
Blitzlicht und Krach
über ein Meer von
kleinen Japanern
segelt verwegen
das Goldene Dach
Nicht Goethe
Ameisen
(Fulpmes)
setz auf dem Bergpfad
ganz ruhig Schritt vor Schritt
Ameisen laufen
zu Hunderten mit
oft frage ich mich
was machen die da
die Antwort fällt leicht
die meisen da A
Mal wieder
(Fulpmes)
von meinem Balkon
der Blick wär schon gut
rings Panorama
das Tal wie es ruht
doch in der Mitte
steht eine Fichte
die macht mal wieder
alles zunichte
Tiroler September
(Fulpmes)
am Gipfel schon Schnee
auf kühlen Almen
muhen die Kühe
herbstliche Psalmen
weiden bescheiden
in Wind und Wolken
wollen nur eines
werden gemolken
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